Zeitreise lebendig präsentiert
- 220 Schülerinnen und Schüler erkunden Quadrath-Ichendorf
„Geschichte in Geschichten“ hieß es am Freitagvormittag für Drittklässler aus den beiden Grundschulen und vier fünfte Klassen der Gesamtschule in Quadrath-Ichendorf. Anlässlich seines 40-jährigen Jubiläums hat sich der Geschichts- und Heimatverein Quadrath-Ichendorf 1985 e.V. diese Aktion ausgesucht, um dem Nachwuchs die Geschichte des Ortes nahe zu bringen.
„Man kann nur lieben, was man kennt,“ zitiert Organisatorin Astrid Machuj Mahatma Gandhi. So schlüpften Vorstandsmitglieder oder deren Ehepartner in unterschiedliche Rollen. Alle hatten gemeinsam, dass sie vor ca. 100 Jahren in dem Doppelort lebt.
Der Rundgang durch den Ort begann an Gleis 11, dem ehemaligen Bahnhof. Dort erzählte eine Fahrkartenverkäuferin, alias Renate Konrad, dass sie vor über 100 Jahren jeden Tag hinter dem Fahrkartenschalter gessessen hat und Fahrkarten aus Pappe verkauft hat. Der Wartesaal war immer voll. Wenn man jemand vom Zug abholen wollte, musste man sich damals noch eine Bahnsteigkarte kaufen.
Weiter ging es an der zweiten Station mit dem Lehrer Müllenmeister, der sofort für Zucht und Ordnung sorgte. Müllenmeister, der von dem Vorsitzenden des Vereins, Markus Potes, gemimt wurde, erzählte, wie er 1903 als Schulamtskandidat (heute Referendar) nach Quadrath kam. Im Jahr 1912, inzwischen war Müllenmeister Hauptlehrer, saßen 60Schüler in einer Klasse. Zwischendurch zückte er das Stöckchen und las aus der Schulordnung. Es war mucksmäuschenstill. Zum Schluss erhielten die Kinder für ihr gutes Zuhören Fleißkärtchen. Im Laufe des Vormittags wurde Potes, der als aktiver Lehrer zu einer Schulveranstaltung musste, von Peter Hopp abgelöst.
Am Ortsausgang zu Bergheim wartete Paul Roleff vor seinem markanten Haus aus roten Backsteinen, gespielt von Frank Nießen, der stolz die von ihm fotografierten Postkarten zeigte. Als er damals seine Aufnahmen machte und die schwere Kamera mitschleppte, schauten die Leute ihm nach.
Etwa 100 m weiter wurden die Schülerinnen und Schüler dann von Gräfin Marissa Emile von Sponeck, Ehefrau von Graf Kurt von Sponeck, dem zweiten Gestütsleiter von Schlenderhan, empfangen. Von Astrid Machuj dargestellt. Die Gräfin, aus feinster Gesellschaft, schwärmte von den edlen Geschöpfen, den Pferden, die man hier züchtete. Sie zeigte Bilder vom Schloss und Park und erzählte vom Pferd „Oleander“, dem auf der Köln-Aachener-Straße ein Denkmal gewidmet wurde. Als zweijähriger brach er sich das Becken. Dank aufopfernden Pflege konnte das Tier genesen und gewann als Vierjähriger von 24 Rennen 19 mal.
Am Glasbläserbrunnen endete der kurzweilige Ortsspaziergang. Hier wartete eine Glasschleiferin, alias Heidi Hopp, die den Kindern erklärte, wo sich die Glashütte einst befand und unter anderem viele dort hergestellte Gläser zeigte, die sie zuvor alle im Freundes- und Bekanntenkreis
zusammengesucht hatte.
„Die Kinder haben viele Fragen gestellt, z. B. wer auf dem Schloss wohnt oder ob der Oleander noch lebt,“ so Machuj, die den Aktionstag organisierte, „auch von den LehrerInnen gab es viel Lob für diese außergewöhnliche Aktion.“ Zum Schluss gab es für jeden Schüler eine schriftliche Zusammenfassung als Erinnerung. Gesponsert wurde die Aktion von der Firma Amprion.
Astrid Machuj